Einen Hai fragen, was er essen will

Einen Hai fragen, was er essen will

Mittwoch, 14 September 2016

Ende Januar 2015 fand im Burgers’ Zoo ein Kongress für die Ernährungsexperten der europäischen Zoos statt. Einer der Vorträge auf diesem Kongress trug den obigen Titel und wurde von dem Biologen Max Janse, Leiter des Ocean-Bereichs, gehalten. In der Präsentation wurde ein Überblick über die Art der Fütterung von Haien und Rochen in zoologischen Gärten verschafft. Im Ocean-Bereich beschäftigen wir uns kontinuierlich damit, weil das Futter der Schlüssel zur Gesundheit der Tiere ist.

Was würde ein Hai antworten?

Haie sind Karnivoren, was ein schönes Wort für  Fleischfresser ist, in diesem Fall genau genommen Fischfresser. Aber was essen sie denn nun eigentlich und was muss man ihnen im Aquarium zu fressen geben? Diese Frage ist nicht ganz so einfach zu beantworten. Es gibt viele wissenschaftliche Studien über das Verhalten von Haien in freier Wildbahn und Untersuchungen ihres Mageninhalts. Es fällt auf, dass jede Haiart ihre eigene Ernährungsweise hat und sich diese sogar im Laufe ihrer Wachstumsphase ändert. Einige Haiarten sind Spezialisten und verfügen über Mahlzähne, mit denen Sie Mollusken und Schalentiere knacken können. Andere Arten sind eher Opportunisten: Sie fressen alles, was ihnen vor die Nase schwimmt. Wie können wir von diesen Informationen profitieren? Einerseits können wir diese bei der Futterauswahl berücksichtigen, andererseits müssen wir aber auch einfach einiges ausprobieren.

Fischrestaurant

Prinzipiell werden die Haie in Burgers’ Zoo nicht mit Lebendfutter ernährt. Das ist eine Frage der Ethik, aber zusätzlich auch sehr praktisch. Es ist nämlich sehr knifflig, jederzeit ausreichend Lebendfutter zur Verfügung zu haben. Außerdem weiß man nicht, ob ein Hai gefressen hat oder nicht, wenn er nicht zu festen Zeiten gefüttert wird. Die Wahl fällt dann auf eine praktischere Alternative: tiefgefrorenes Futter. Das kann problemlos gelagert werden, ist in vielen Varianten erhältlich, von guter Qualität und kann zudem in mundgerechte Stücke aufgeteilt werden. Ein großer Gefrierschrank im Ocean-Bereich ist voll mit allerlei Arten von Fischen, Tintenfisch, Garnelen und Muscheln. Ein Hai, der als Neuzugang in den Ocean-Bereich kommt, wird erst einmal unter Ausschluss der Öffentlichkeit in ein Quarantänebecken gesetzt. Dort werden in der Anfangsphase unterschiedliche Futtersorten angeboten, um zu sehen, ob er überhaupt fressen will und um zu erfahren, welches Futter er bevorzugt. In der zweiten Phase trainieren wir das Tier darauf an einem bestimmten Ort Futter aufzunehmen und in der dritten Phase bringen wir ihm bei das Futter von einer Zange oder Pinzette anzunehmen. Dieses Training dauert manchmal nur einige Wochen, aber kann auch viele Monate in Anspruch nehmen. Wenn er das Lernziel erreicht hat, kann er ins große Aquarium umziehen. Dort werden alle Haien und Rochen individuell gefüttert.

Zu dicker Hai

Bei übermäßiger Fütterung können Haie übergewichtig werden. Haie verfügen über einen speziellen Mechanismus, durch den überschüssiges Fett in der Leber gespeichert wird. Das erhöht den Auftrieb, aber wenn zu viel Fett gespeichert wird, kann das zu Leberproblemen führen. Es ist wirklich schwierig die optimale, tägliche Futterration für einen Hai zu bestimmen. Wir nutzen dabei das Wissen aus wissenschaftlichen Studienergebnissen in Bezug auf Wachstum und Ernährung. In der Welt der großen Aquarien hält man sich an Fütterungsvorgaben, die in Prozent des Körpergewichts des Hais usgedrückt werden. 

Wenn ein Hai beispielsweise 10 Kilo wiegt, bekommt er wöchentlich 8% seines Körpergewichts an Futter, d.h. 800 Gramm. Dieser Prozentsatz hängt von Art, Lebensweise und Alter ab. Einige junge Haie werden regelmäßig herausgenommen und überprüft, ob sie genauso schnell wachsen wie in der Natur. Außerdem ist der geschulte Blick des professionell arbeitenden Pflegers sehr wichtig. Wie reagiert das Tier, wie schnell wird seine Futterration aufgefressen, wie sieht das Tier aus und so weiter und so fort. Erwachsene Haie müssen nicht jeden Tag gefüttert werden, 3-4x pro Woche ist ausreichend. In der Natur ist das manchmal noch weniger, aber wir möchten die Tiere auch nicht hungrig halten, um zu verhindern, dass sie ihre Mitbewohner anfallen.

Pillen

Wenn man die Tiere individuell füttert, ist es auch möglich dem Futter etwas beizugeben, ob das nun Medikamente, Mineralien oder Vitamintabletten sind. Es gibt immer einen Vitaminverlust, wenn das Futter eingefroren und zudem noch in Stücke geschnitten wird. Daher werden die fehlenden Vitamine wöchentlich in Pillenform dem Futter zugesetzt.  Außerdem ist Abwechslung beim Futter sehr wichtig. Daher ist am Montag Makrelentag, Mittwoch Hering- und Freitag Tintenfischtag. Am Wochenende wird Seelachs oder Schellfisch angeboten. Letzteres schätzen Haie nicht unbedingt immer. Aber die Pflicht am Wochenende alles schön aufzuessen, trägt zu einer ausgewogenen Diät für die Tiere bei.

Bron: Burgers'Zoo

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